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Manfred Rumpl: Finns Irrfahrt

Das schreibt der Verlag:

Rebellion, überschwängliche Gefühle, unaussprechliche Sehnsüchte, politischer Aktivismus und erste Liebe: Manfred Rumpl verpackt all das in einen mitreißenden All-Ager, der große Themen unserer Zeit anspricht.

Finn, fünfzehn Jahre alt, Trennungskind und Mathe-Niete, Musikliebhaber und leidenschaftlicher Kletterer, erleidet bei einer seiner Touren einen schweren Unfall. Aus dem Koma jedoch erwacht er mit neuem Geist: Die bis dahin unterschwellige Rebellion gegen den verhassten Stiefvater wird zu einer offenen und mündet in einer politisch motivierten Aktion, in deren Folge Finn und seine ganze Clique Reißaus nehmen müssen. Ihre gemeinsame Reise durch die Hitze des Sommers gleicht einem Roadmovie, wobei allein Finn ein konkretes Ziel vor Augen hat. Oder besser gesagt zwei: seinen leiblichen Vater zu finden, und die Wand zu bezwingen, die ihn abgeworfen hat …

 

Das sagt Die gute Seite:

Rumpls Buch beginnt im Ton wie ein Jugendbuch: dialogische Auseinandersetzung zwischen Mutter und Sohn, wobei die Mutter vorwurfsvoll gerät, der Sohn genervt, kurz und abweisend. Alles wie im Pubertätsbilderbuch:

“Während die Mutter wieder mal mit den Tränen kämpfte, schlurfte er über die Treppe bis in sein Zimmer hoch, auf dessen Tür schwarz auf weiß die Warnung prangte: Wer hier eintritt, der lasse jede Hoffnung fahren! Er versperrte die Tür mit dem Bob-Dylan-as-an-angry-young-man-Poster, warf sich aufs ungemachte Bett, platzierte das Notebook auf seinen drahtigen Schenkeln, blies sich die Haare aus der Stirn, nahm den MP3-Player und die Kopfhörer in Betrieb, rief seinen Tagebuch-Blog auf und begann umständlich zu tippen.”

 

All-Ager statt Pubertäts-Jugendbuch

Und mittendrin sind wir In der Falle, in Teil 1 von Finns Irrfahrt, der das Setting rahmt, wo die Geschichte Fahrt aufnimmt und Finn mit Gleichaltrigen auf die Reise erst auf ein Festival und dann in die Einsamkeit schickt. Sehr behutsam erschreibt der Autor seinen Protagonisten, der als Stiefsohn, Kind, verlorener Sohn und Kletterer von Menschen umgeben ist, die ihm unterschiedlich nahe sind: seine Mutter, sein Stiefvater, seine Freundinnen und Freunde. Immer klar, und doch poetisch sacht wird der 15-jährige Finn für die Leserin Wesensnuance um Eigenschaft greifbarer. Wir folgen ihm von Anfang an direkt, obwohl in der dritten Person erzählt, was ein angenehmes Nähe-Distanz-Verhältnis schafft und daher dem Verlags-Impetus recht gibt, der das Buch als All-Ager anpreist statt dezidiert als Jugendbuch (was selbstredend auch marketingtechnische Gründe hat, da es das Jugendbuch zunehmend schwerer hat).

 

Wirklichkeitsnahe Vatersuche

Fast nicht anders möglich daher im Auge der Betrachterin, dass Finn sich schließlich im zweiten Teil Nichts wie weg allein auf den Weg machen muss auf die Suche nach dem Vater, über den sich Mutter, Stiefvater und Dorf ausschwiegen und er sich seine Projektionen gebastelt hat, die nun dem Tatsachenabgleich standhalten sollen.

Die Rezensentin weiß, wovon sie spricht, wenn sie sagt: genau wie Rumpl es heraufbeschwört, fühlt es sich an, den Vater nach mehr als 10 Jahren zu suchen und ihm dann gegenüberzustehen: merkwürdig, erwartungsvoll, hoffend, sehnend, ernüchtert, überrascht, erfreut, enttäuscht und trotzdem immer gewinnbringend, weil endlich wissend. Mit der Möglichkeit einer Fortsetzung.

 

Teil 3: Finns Rückkehr

Im letzten, dritten Teil ist Alles über den Vater herausgefunden und Finn muss nun seine neuen transit-gleichen Eindrücke wieder in der Alltagswelt verankern. Ewige Zeit scheint verstrichen und doch steht nun das realistische Tag-für-Tag wieder auf dem Stundenplan: Abschlussprüfung, Leyla, Mutter, Stiefvater. Und auch das gelingt Rumpl federleicht: Teil 3, der wie auch der Beginn seitenzählig jeweils nur ein Drittel so lang wie der Mittelteil ist und damit auch formal die Sache rund macht, bindet die losen Stränge wieder zusammen. Ganz unaufgeregt und als eben eine Möglichkeit, wie die Geschichte genau so ausgehen kann.

 

Fazit

Älter als Tschick, jünger als Nächsten Sommer; realistische Vatersuche ohne überkandideltes Drama. Lässlich die Blog-Ebene, die die philosophisch-verträumte Gedankenwelt und die titelgebende Irrfahrt des jungen Mannes gleich mit der ganzen Welt teilt. Rundum: Behutsam erzählte Vatersuche eines 15-Jährigen, zusammengebunden von der Leidenschaft zum Klettern und zur Musik. Weniger action-haft als Titel und Klappentext suggerieren, was dem Buch gut tut! Für Jugendliche und Eltern gleichermaßen lesenwert. Schöne Entdeckung im Picus-Verlag, der in dieser Saison auch mit dem wundervollen Titel Kamnik aufwartet…

 

Manfred Rumpl: Finns Irrfahrt

Picus Verlag
Erschienen Februar 2018
250 Seiten
Kartoniert €18,-
epub €14,99

Weitere Bücher von Manfred Rumpl im Picus Verlag:
Dieser Tage, gebunden €24,- (März 2016)
Reisende in Sachen Relativität, gebunden €24,- (Februar 2015)

Es erschienen zudem Bücher von Manfred Rumpl bei Droschl (Graz) sowie bei Luftschacht° (Wien).