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Emrah Serbes – junge verlierer

[vc_row][vc_column width=”1/4″][vc_single_image image=”229″ img_link_target=”_blank” img_size=”full” img_link=”https://dieguteseiteberlin.shop-asp.de/shop/action/quickSearch?aUrl=90008948&facetNodeId=-1&searchString=serbes+junge+verlierer&mainsearchSubmit=Los!”][/vc_column][vc_column width=”3/4″][vc_column_text]Emrah Serbesjunge verlierer

Schöne Lektüre für den Sommerbalkon oder für’s Reisegepäck!

 

Acht neue Erzählungen schenkt uns Emrah Serbes mit seinem kürzlich endlich auf deutsch im Binooki-Verlag erschienenen Band junge verlierer. Der Titel ist Programm. Alle Geschichten werden aus der Perspektive jeweils eines Jungen erzählt, wobei das wahre vom gefühlten oder auch gewünschten Alter des Protagonisten zuweilen eklatant abweicht – was der Leser*in mitunter erst spät enthüllt wird, was schöne Überraschungseffekte verursacht. Verlierer sind diese Jungen in dem Sinne, dass sie Scheitern in ihrem Werben um Aufmerksamkeit, am Erwachsenseinwollen, im Codeknacken von gesellschaftlichen Anforderungen. Serbes beschönigt nicht den nervigen Machismo, der der Leserin entgegenspringt, sondern zeigt, wie die jungen Verlierer den scheinbaren wie realen Anforderungen gerecht werden wollen, welche Strategien sie entwickeln und wie diese acht Jungen mit, trotz und in ihren Familien und menschlichen Netzen agieren – voller Neugier, Hoffnung, Überheblichkeit, Überforderung, Trauer und Größe.

 

Und wie nebenbei führt uns Serbes u.a. in eine Bar, in ein Kaffeehaus, ein Vereinslokal der Grauen Wölfe, in die Wohnung eines eventuellen Terroristen, in verschiedene Wohnsiedlungen, einen Laden mit Gas- und Wasserflaschenhandel, eine Wohnungsgenossenschaftsversammlung, an einen Urlaubsstrand mit Eimer-Lastwagen-Dilemma und einer Sandburg mit Kaaba-Ambitionen. Die angehimmelte Nachhilfelehrerin wird um ihren Lohn gebracht, wenn der Schützling absichtlich die Prüfung nicht schafft. Da steht der Job des Vaters auf dem Spiel, weil dieser sich gegen den Willen seiner Frau als Streikposten engagiert. Ob der Wirtschaftskrise soll ein Gas- statt ein Benzinauto angeschafft werden. Und weil es immer mehr Einzelkinder gibt, sinkt die Kriegswahrscheinlichkeit, da die Familien ihre einzigen Kinder nicht in einen Krieg ziehen lassen wollen würden. „Und selbst wenn sie unter Zwang eingezogen werden, sind Einzelkinder so egoistisch, dass sie immer von den anderen beschützt werden wollen und sich nicht aus ihrer Deckung hervorwagen.“ (S. 81)

 

Beiläufig sind die Väter in den einzelnen Geschichten dadurch unterschieden, ob und wie sehr sie ihre Söhne schlagen. Nicht zuletzt die Vater-Sohn-Beziehungen sind in diesem Kaleidoskop der Sehnsüchte nach Anerkennung unendlich wertvoll und doch so schwierig, sofern sie überhaupt auftauchen oder noch am Leben sind. In der Erzählung „Begierde und Bescheidenheit“ berichtet der Vater dem Sohn „die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber, das Masturbation dumm macht. Ich tat, als glaubte ich ihm. »Hat euer Religionslehrer euch denn schon die große Waschung beigebracht?«, fragte er. Ich sagte nichts und er ritt nicht weiter auf dem Thema herum. Wir musterten einander voller Zweifel und Sorge, mit den verwirrten und hilflosen Blicken zweier Kerle, deren sämtliche Kommunikationswege außer der Telepathie verstopft waren. (S. 121)

 

Und doch gelingt es Emrah Serbes, ein lebendiges Gesamtporträt dieser Jungen zu zeichnen. Eins das tausend mal mehr wert ist, als deutsche Jammerdebatten der letzten Jahre, die Jungen ausschließlich als Bildungsverlierer gegenüber Mädchen- und Frauenförderung ausspielten.

 

Der Klappentext fasst treffend zusammen: Manchmal tragisch, selten weinerlich, überraschend ernst und oft sehr komisch klingen die Stimmen dieser Jungen und Jugendlichen, zärtlich und unverwüstlich zugleich.

Autor: Emrah Serbes
Titel: Junge Verlierer

03/2014

Aus dem Türkischen von Oliver Kontny
168 Seiten
Hardcover

 

Emrah Serbes ist nicht nur einer der erfolgreichsten Schriftsteller der Türkei, sondern gilt seit den Gezi-Protesten im Sommer 2013 durch seine aktive Teilnahme am Widerstand und seine öffentliche freie Meinungsäußerung gegen den Premierminister auch als »Schriftsteller und Stimme des Volkes«. Für diese »Stimme« wurde von der Istanbuler Staatsanwaltschaft 12 Jahre Haft gefordert.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]